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Erich Füllgrabe und Malte Schürmann
Oben und unten sind auf den ersten Blick Gegensätze. Der eine Künstler schaut von oben herunter, der andere blickt nach oben hinauf. Man kann auch sagen: Der eine blickt nach unten herab, der andere schaut von unten herauf. Auch auf den zweiten Blick bleiben es also Gegensätze.
Malte Schürmann erkundet die Welt mit einer Drohne, verschafft sich einen anderen Blick auf die Orte, an denen er sich befindet und zu denen er reist. Dabei sammelt er das Gesehene mittels Fotografien, wobei es zumeist leicht übersehbare Ausschnitte der Landschaft sind, die er so archiviert.
Erich Füllgrabe richtet seinen Blick mit einem Fotoapparat in den Himmel – zumeist in der Stadt, in der er lebt – und sammelt mit Langzeitbelichtungen das Licht von Sternen, Galaxien und Gasnebeln. Auch er generiert dabei eine Ausschnittsammlung von Sichtbarem, das dem oberflächlichen Blick verborgen bleibt.
Wer nun erwartet, in der Ausstellung diese Sammlungen zu sehen, wird enttäuscht. Denn sowohl Malte Schürmann als auch Erich Füllgrabe behalten Ihre Sammlungen für sich, denn diese sind nur der Ausgangspunkt für Ihre künstlerische Arbeit.
Malte Schürmann verdoppelt, spiegelt, fügt und ordnet sein Material und komponiert so eigenständige Bildflächen, in denen sich das Abgebildete zu assoziativen Strukturen verdichtet. Seine Konzentration auf Motive der belebten Natur, die gebrochene Farbigkeit und Filigranität der Strukturen spiegeln dabei Themen wie Verletzlichkeit der Natur, verzerrte oder gar verlorene Beziehung zwischen Mensch und Natur wieder. Malte Schürmann versteht sein künstlerisches Arbeiten dabei als ein unterbewusstes sichtbar machen von Vergänglichkeit und dem Drang danach etwas festzuhalten, zu archivieren, was evtl. nicht mehr so lange da sein könnte.
Erich Füllgrabe nimmt sein Material als Grundlage, um mit Farbgießungen, Formstempeln, Acrylfarben, Lacken und Tuschen Bildtafeln zu schaffen, die auf das von ihm Beobachtete assoziativ reagieren. Diese Tafeln fügt er anschließend zu flächigen Strukturen, die ihrerseits nun als Beobachtungsobjekt fungieren. Die Naturbeobachtung, das Lernen über etwas, was außerhalb von mir ist und das Spannungsfeld von naturwissenschaftlich-strukturellen und poetische-assoziativem Zugriff auf die Welt bezeichnet Erich Füllgrabe als zentrales Thema seiner künstlerischen Arbeit.
Auch wenn oben und unten als Gegensätze erscheinen und Malte Schürmann und Erich Füllgrabe von gegensätzlichen Positionen aus in entgegengesetzte Richtungen schauen treffen sich Ihre Arbeiten im Raum der Strukturen und Assoziationen, in dem das Schauen, Beobachten und Schlussfolgern als bewusstes Wahrnehmen im Mittelpunkt steht.